Das CAAS soll für die absehbare Zukunft eine Referenz für praktische, biologisch-landwirtschaftliche Ausbildung für Mädchen und junge Frauen in Mali (und Westafrika) werden. Zugleich will es neue Formen kleinbäuerlichen Garten- und Ackerbaus, der Vieh- und Geflügelzucht sowie der kleingewerblichen Verarbeitung von Lebensmitteln praktisch erproben und propagieren.
Dazu dient in erster Linie der landwirtschaftliche Produktions- und Ausbildungsbetrieb.
Seine Aufgabe ist es, die lokale landwirtschaftliche Produktion qualitativ und quantitativ anzuregen. Kleingewerbliche Verarbeitung und die Haltbarmachung von Lebensmitteln sollen der saisonalen Überproduktion im Gartenbau und dem Mangel an Einkünften durch Preisverfall und Ernteverlust entgegenwirken. Vermittelt werden unter anderem Methoden der Konservierung, z.B. die Trocknung von Tomaten und Okra, die Verarbeitung von Maniok zu Attiéké, Gari und Stärke, die Verarbeitung von Erdnüssen zu Erdnusspaste oder Erdnussöl oder das Auspressen von Früchten (Limonen, Orangen etc.) zu pasteurisierten Säften oder Sirup. Auf diese Weise steigen die Wertschöpfung, die Werterhaltung, die Beschäftigung und die Einkommen.

Einen Teil seiner laufenden Kosten wird das CAAS durch Einnahmen aus dieser Art der Produktion erwirtschaften; hinzu kommen Einnahmen aus der Elektrifizierung und Wasserversorgung des Dorfes Kalassa.
Die berufliche Ausbildung selbst wird aber auch im CAAS dauerhaft auf externe Finanzierung angewiesen bleiben. In Deutschland finanzieren der Bund und die Länder die Berufsschulen. In Mali wird der Staat dazu auf absehbare Zeit nicht imstande sein. Das malische Arbeitsamt soll alljährlich einen Teil der staatlichen Sozialabgaben (Institut National de Prévoyance Sociale – INPS) in die berufliche Bildung investieren. Eine Zuwendung daraus für das CAAS war auch bereits vertraglich vereinbart. Die Mittel des Arbeitsamtes laufen aber über den malischen Trésor (die Staatskasse) und dessen Prioritäten bzw. die der Militärregierung sind andere. Das Versprechen erwies sich als hohl. Deshalb wird es auf internationale Geber ankommen und deren Bereitschaft, den Ausbildungsbetrieb des CAAS zu unterstützen oder finanziell zu tragen.
Alle sprechen davon, wie man die Ursachen der Flucht (eigentlich der Abwanderung) nach Europa bekämpfen kann. Das CAAS zeigt praktisch, wie das geht und wie viel man investieren und wie sehr man sich einsetzen muss, um das erfolgreich hinzukriegen. Qualität setzt sich durch? Wir hoffen, das gilt auch hier. Das CAAS selbst setzt alles daran, seine laufenden Kosten gering zu halten. Bei allen Gebäuden und Anlagen galt und gilt die Devise: „Kein Murks“. Nachhaltigkeit beginnt damit, dass die Anschaffungen möglichst lange halten: nicht nur Fundamente, Mauern, Dächer, Türen, Fenster, Schlösser, sondern auch Armaturen, Elektroleitungen (alle auf Putz verlegt), Schalter, Wasserleitungen und -hähne, Toiletten usw. Das Augenmerk lag immer auf deren Qualität und guter Verarbeitung, um einfache Wartung und Langlebigkeit zu garantieren und dadurch die Folgekosten gering zu halten.
Die besonderen Umstände Malis machen die praktische Ausbildung in moderner Kreislaufwirtschaft in Gartenbau, Ackerbau und Viehhaltung sowie die kleingewerbliche Verarbeitung der aus ihnen hervorgehenden Produkte zu einer besonders aufwändigen Übung. Der Beispiel setzende Betrieb musste erst gegründet werden, um darin praktisch ausbilden zu können, und die Mädchen und jungen Frauen müssen an diesem Ort in Internaten unterbracht und verpflegt werden. Damit allein ist es noch nicht getan. Die Auszubildenden kommen oft in schlecht ernährtem oder gesundheitlich angeschlagenem Zustand, ohne Arbeitskleidung und geeignetes Schuhwerk. Ihre Ausbildung beginnt deshalb mit medizinischer Versorgung und einer kleinen Grundausstattung: T-Shirts, Trainingsanzug, Schuhe.
Die Auszubildenden selbst verfügen dafür über keine Mittel und deren Eltern nur über äußerst geringe. Ganz falsch wäre es, Mädchen aus Familien zu bevorzugen, die eine solche (vergleichsweise teure) Berufsausbildung finanzieren können. Die zählen tatsächlich nicht zur Zielgruppe.
Die Klaus Tschira Stiftung unterstützt den Aufbau des Centre Agro-Alimentaire im Rahmen einer Sonderförderung. Bis in das Jahr 2027 ist das CAAS voll finanziert. Bis dahin muss das CAAS in seinem Produktionsbetrieb auf eigenen finanziellen Füßen stehen und in der Berufsausbildung so überzeugende Arbeit leisten, dass Geber der Sahel-Länder bereit sind, die berufliche Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen im CAAS zu finanzieren.
