Dahtou

Hibiskus oder Malve, heißt in der Sprache der Malinke Dah. Dah ist keine reine Kulturpflanze, sondern findet sich in der freien Natur und ist in der westafrikanischen Savanne weit verbreitet. Von den Frauen wird sie typischer Weise am Rande von Feldern oder in ihren Gärten gesät. Die Pflanze wächst schnell und wird ein bis anderthalb Meter hoch. Außerhalb der Regenzeit wächst sie nur am Rande von Bewässerungsland. Es gibt eine rot- und eine weißblühende Variante.

Die Frauen sammeln die Blüten, die Blätter und die Samenkörner. Aus den roten Blüten stellen sie den beliebten Bissap-Sirup her. Die Fasern der Pflanzenstiele dienen  als Verpackungsmaterial, und die Samenkörner als Küchengewürz.

Man kocht und trocknet die Samenkörner – erste Verkaufsform – oder man verarbeitet sie weiter zu Pulver: dem Dahtou. Das erfordert wiederholtes Dünsten, Trocknen und Mahlen. Der Arbeitsprozess zieht sich über mehrere Tage hin. Dieses Pulver dient in ganz Westafrika zum Würzen und Andicken von Soßen. „Unser traditionelles Maggi“ sagen die Frauen.

Fanta Doumbia (Bild unten rechts) verkauft sowohl die getrockneten Samenkörner, Dah, als auch das Pulver, Dahtou. Einheiten sind zwei kleine metallene Hohlmaße, das größere für die Körner, das kleinere für das Pulver, jeweils zu 100 FCFA (15 Cent). Sie hat aber auch Hohlmaße für 300, 250, 200 und 25 FCFA. Um einen Liter Flüssigkeit anzudicken und zu würzen, benötigt man zwei Löffel Dahtou à 25 FCFA (4 Cent).

Fanta Doumbia ist „älter als sechzig“ und wohnt im Dorf Kongola (Bild oben: ihr Hof). Auf meine Frage: „wie weit von Siby entfernt“?“ antwortet sie „hundertfünfundzwanzig Francs“ (knapp 20 Cent). Das ist der Fahrpreis auf der Pritsche des Sammeltaxis und bedeutet: fünf Kilometer.

 

38 / Mai 2019