Nach zwei Jahren Wanderschaft kehrte Tennemorie Kanté, 24 Jahre alt, auf Wunsch seines Vaters nach Kalassa zurück und betreibt seitdem dessen dortige Getreidemühle. Alle Einnahmen gehen an den Vater; zwischen 4 und 5.000 FCFA (6 bis 7 Euro) am Tag „Einen festen Lohn zahlt mir mein Vater nicht, aber er kommt für meine Ausgaben auf.”
in Kalassa gibt es etwas mehr als 30 Großfamilien, jede besteht aus mehr als 30 Personen. Fast alle kommen zur Mühle und lassen das Getreide mahlen. Dass Frauen ihr Getreide noch im Mörser stampfen, ist in Kalassa selten.
In Betrieb ist die Mühle an jedem Tag der Woche nach dem Arbeitsrhythmus der Frauen und den Essenszeiten der Familien: zwei Stunden am frühen Morgen und eine Stunde am späteren Nachmittag. Es sind fast ausnahmslos Frauen und Mädchen die Getreide mahlen lassen. Um acht Uhr morgens setzt Tennemorie Kanté die Getreidemühle in Gang. Mehrere Frauen warten bereits. Andere haben ihre Schüsseln mit Getreide abgestellt. Jede Frau kennt ihre Zeit, ihre Schüssel und ihren Platz.
Frauen mit zwei Schüsseln oder mehr kommen einmal am Tag. Wer morgens nur eine Schüssel Getreide zum Mahlen bringt, kommt nachmittags für das Abendessen wieder. An einem der Morgen sind es: zehn Schüsseln Hirse, zwei Schüsseln Mais und eine Schüssel Sorghum. Der Mais kostet am wenigsten und wird deshalb am häufigsten gegessen: in aufsteigender Linie folgen Sorghum und Hirse. Reis ist am einfachsten zuzubereiten und am teuersten. Vor der Fastenzeit überwogen Mais und Sorghum. Jetzt in der Fastenzeit wird mehr Hirse gegessen; die ist nahrhafter. An manchen Tagen werden auch trockene weiße Bohnen gemahlen, daraus stellen die Frauen am Markttag Fari her.
Abgerechnet wird nach Hohlmaß. Landesweit gängig ist die große, flache Dose für italienisches Tomatenpürée mit einem Volumen von zwei Litern. Die Mahlgebühren kosten 50 FCFA (7,5 Cent) pro Dose.
Kantés Familie zählt zu den besser situierten. Hier wechseln die Mahlzeiten von Tag zu Tag: Montag Reis, Dienstag Mais, Mittwoch Hirse oder Sorghum. Kante sagt: „Wie bei uns, essen in Kalassa nur wenige.“