Koundiguiyoro

Oumou Camara betreibt  seit vielen Jahren einen der beiden Koundiguiyoro (wörtlich: Kopf-Flecht-Ort) in Siby. Dafür hat sie einen Raum an der Hauptstraße des Ortes gemietet. Mit Ausnahme des Freitag frisiert sie Frauen an allen Tagen der Woche auf dem überdachtem Vorplatz ihres Salons; vor Festtagen drei oder vier Frauen am Tag, mehr schafft sie nicht.

Kunstvolle Frisuren – und für die sind westafrikanische Frauen berühmt – benötigen künstliches Haar. Das stammt meist von Venus Industries im Senegal und ist in ganz Westafrika zu haben. In das feine Kopfhaar wird kleinteilig Kunsthaar eingeflochten. Auch das Kunsthaar selbst wird geflochten, bis es die gewünschte Länge erreicht hat, um es zu einem Knoten zu schlingen oder in anderer Weise zu drapieren. Das  dauert Stunden, selbst wenn zwei Frauen daran arbeiten. Dafür hält die Frisur aber auch zwei Monate oder länger.  

Oumou Camara verlangt für eine Frisur zwischen 1.500 und 4.000 FCFA (2,50 – 6,00 Euro). Hinzu kommen 2.500 FCFA (3,75 Euro) für das Kunsthaar.

Die meisten Frauen lassen sich ihre Haare zu Hause, in der Nachbarschaft, von einer Freundin oder Verwandten flechten. Ohne künstliches Haar dauert das ungefähr eine Stunde.

„Ohne Kopftuch gehe ich nie aus dem Haus. Selbst im Haus trage ich ein Kopftuch oder ein bonnet (Haube). So ist das bei uns. Eine verheiratete Frau geht nicht ohne Kopfbedeckung aus dem Haus, oft auch im Haus selbst nicht.“ Alleine mit dem Ehemann ist das keine Pflicht, aber sobald jemand anders dazu kommt, bedecken Frauen ihren Kopf. „Das ist völlig natürlich für uns“, sagt Salimata, eine ältere Frau aus besserem Haus. Wenn eine Frau das mal vergißt, erinnert der Ehemann sie daran. „Das ist dann wie ein Befehl.“

Vor der Heirat ist das anders. Da geht man mit oder ohne Kopftuch. Das hängt von dem Milieu der Herkunft ab. Nach der aktuell  überwiegenden religiösen Tendenz verdecken inzwischen auch schon junge Mädchen das Kopfhaar.

90 / September 2023