Es regnet und regnet. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas ähnliches erlebt zu haben. Tatsächlich war dies die niederschlagsreichste Regenzeit seit 1967“, sagt der Bürgermeister von Siby. Nicht Starkregen kamen vom Himmel, sondern es regnete mehrmals die Woche gleichmäßig. Das macht den Unterschied. „Schäden gab es kaum. Nur die eine oder andere Lehmmauer ist eingefallen.“
„Wir hatten Jahre, da haben Männer und Frauen sich auf den Feldern versammelt und Gott um Regen angefleht. In diesem Jahr war das nicht nötig. Jede Woche hat es mindestens zwei Mal geregnet, in manchen Wochen sogar jeden Tag.“
Normalerweise endet die Regenzeit am oder um den Unabhängigkeitstag, am 22. September. Danach regnet es nicht mehr. Dieses Jahr regnet es noch im Oktober. Das verspricht eine außergewöhnliche Erdnussernte. „Es ist so viel einfacher, die Erdnusspflanzen aus feuchtem Boden zu ziehen“, sagt Brehima Coulibaly. Auch den Bohnen, der Hirse, dem Reis und den Okra bekommt der üppige Regen bestens.
Der Mais dagegen mag so viele Nässe nicht. Und in diesem Jahr war zudem der Mineraldünger so rar und so teuer, dass die Bauern auf den Maisfeldern keinen ausgebracht haben. Ähnliches gilt für die Baumwolle. Der Mineraldünger kostete so viel, dass die Bauern nur die Hälfte der Fläche des letzten Jahres bestellt haben.
Seit den großen Hungersnöten der Sahel-Dürren in den 1970er Jahren gibt es in Mali ein gut eingespieltes Früh-Warn-System: Système d’Alerte Précoce (SAP). Das liegt mit seinen Vorhersagen meist richtig. Auf nationaler Ebene fällt die Prognose für 2022 trotz der guten Regenzeit nicht günstig aus. Bei Mais und Reis fehlte der Dünger, daher sind die Erträge stark gefallen, und die guten Erträge bei Hirse und Sorghum kompensieren diesen Ausfall nicht.