Mariam Diarra aus Koulikoro, 20 Jahre alt, repariert Kalebassen gemeinsam mit ihrer Tante, der jüngeren Schwester ihrer Mutter, Mariam Koumaré, 15 Jahre alt. Dieses Handwerk haben beide von ihren Müttern gelernt. Die Mütter selbst reparieren ebenfalls bis heute Kalebassen und hatten diese Fertigkeit wiederum von ihren Müttern erlernt.
Weder die beiden Mädchen, noch deren Mütter, haben je eine Schule besucht. Ihre Väter waren überzeugt: Schulbildung für Mädchen macht keinen Sinn.
Mariam Diarra ist mit dem Vater ihres Kindes verheiratet. Sie haben einen vierjährigen Jungen. Der ist zur Zeit bei seiner Großmutter in Koulikoro. Ihr Mann arbeitet in den Goldminen und kommt während der Regenzeit nach Hause.
Jedes Jahr kommen Mariam Diarra und Mariam Koumaré mindestens ein Mal nach Siby und ziehen von Dorf zu Dorf, um gerissene Kalebassen zu reparieren.
Mariam Diarra und Mariam Koumaré treten in die Fußstapfen ihrer Mütter. Sie versorgen sich selbst. Auch ihre Mütter kamen einmal im Jahr nach Siby und in die umliegenden Dörfer, um Kalebassen zu reparieren.
Im Dorf angekommen, übernachten die beiden Frauen zwei Tage lang beim Dorfchef, das ist so üblich. Sie gehen von Hof zu Hof und fragen, ob Kalebassen zu reparieren seien.
Sobald die beiden Handwerkerinnen eingesammelt haben, was die Landfrauen sich zur Reparatur leisten können, setzen sie sich in den Schatten eines Mangobaums. Ihr Werkzeug: Nadel und Faden, Geschick und Ausdauer.
Gewürze und Kräuter, Reis oder Hirse und so manches mehr in der Küche wird in Kalebassen aufbewahrt. Dafür braucht ein Haushalt viele davon. „Die meisten Frauen geben drei oder vier rissige Kalebassen zur Reparatur, das hängt ganz davon ab, wieviel sie dafür erübrigen können.“
Der Preis der Reparatur variiert je nach Art der Risse zwischen 250 und 600 FCFA (35 und 90 Cent) je Kalebasse. Mariam Diarra und Mariam Koumaré verdienen zusammen an die 3.000 FCFA (4,50 Euro) am Tag.
Nach der Reparatur erhält jede Frau ihre Kalebassen zurück. Wie sie sich merken, wem welche gehört, blieb ihr Geheimnis. Für mich sahen fast alle Kalebassen gleich aus.
Die beiden jungen Frauen beginnen gegen 10 Uhr und beenden ihre Arbeit am frühen Nachmittag. „Unsere Arbeit geht uns eben flink von der Hand“, sagen sie.
Zwei Tage lang waren sie im Dorf Kongola, am nächsten Tag in Siby, und von dort geht es direkt zurück nach Koulikoro.


