Beignets

Laya Kasunke stammt aus Bandiagara, der Bezirkshauptstadt des Dogonlandes. Vor Jahren ist sie mit ihrem Mann ins mehrere hundert Kilometer entfernte Siby gezogen. Warum, konnten wir sie nicht fragen, dazu war sie zu beschäftigt. Ein Kunde nach dem anderen, hauptsächlich Kinder, verlangte die kleinen oder großen beignets (Krapfen).

Jetzt, zur Mittagszeit knurrt vielen der Magen. Die kleinen beignets gehen nicht einzeln weg, sondern nur zu viert auf einem Stück Packpapier (25 FCFA = 4 Cent). Die großen kosten vier Mal so viel: zwei zu 50 FCFA. Laya Kasunkes Einnahmen bestehen ausschließlich aus Münzen. Die Kinder kommen mit den kleinsten; die kann man der Mutter schon mal aus der Tasche locken.

Unter der Woche verkauft Laya Kasunke beignets nur am Morgen zum Frühstück. Ihr Hauptgeschäft ist am Markttag. Da verarbeitet sie zehn Kilogramm Mehl zu Teig. Den bereitet sie mit Treibmittel und etwas Salz zu. Daneben braucht sie Öl und Holzkohle zum Backen.

Um die 4.000 FCFA (6 Euro) kann sie an einem Markttag einnehmen. Wenn der Markt gut besucht ist, können es auch mal 5.000 FCFA sein. Das entspricht zweihundert von den größeren Krapfen oder achthundert von den kleinen.

Laya Kasunkes Stand befindet sich auf dem Teil des Marktes, wo auch andere Garküchen angesiedelt sind. Am Markttag eine Woche später sitzt sie wieder an ihrem angestammten Platz, umgeben von den gleichen Utensilien und mit dem jüngsten Kind auf dem Schoß. Dieses Mal ist sie grün gekleidet, wieder auffallend adrett. Ihr freundliches Wesen ist ihr ins Gesicht geschrieben. 

Laya Kasunke ist dreißig Jahre alt und nie zur Schule gegangen.

 

16 / Mai 2018