Poulet bicyclette

Fleisch ist in Mali ein Luxus. Fleisch ist teuer, kleine Leute können es sich nur selten leisten. In Siby, wie meist im Süden Malis auf dem Lande, gibt es wenig Vieh, wohl aber Geflügel; keine Enten oder Gänse, sondern Hühner und Pintaden (Perlhühner), beide von der schlanken Sorte, poulet bicyclette, so hat sich der Begriff eingebürgert, zäh und mager wie die Radrennsportler.

Ab und an verkaufen die Bäuerin oder der Bauer zwei, drei Hühner oder Pintaden auf dem Markt. Ein mittelgroßes Huhn, in nichts zu vergleichen mit einem europäischen Suppenhuhn, bringt 3.000 FCFA (4,50 €), ein stolzer Preis, wo das Kilogramm Erdnüsse 400 FCFA kostet, macht das fast neun Kilogramm Erdnüsse für ein Huhn.

Auf dem Wochenmarkt warten die professionellen Hühnerhändler auf Kundschaft. Sie kaufen den Kleinbäuerinnen oder -bauern, die für ihre Einkäufe rasch Bargeld brauchen, deren Hühner ab, und verkaufen sie weiter an individuelle Kunden, oft aus der Stadt: das Huhn oder Hähnchen, je nach Gewicht, Alter und Aussehen, meist zu 3.500 FCFA, ihre Marge: 500 FCFA, weniger als ein Euro.

Das Angebot ist klein. Den größten Geflügelstand des Marktes sieht man auf dem Bild: viele Händler für fünf Dutzend Hühner und Pintaden.

Kühlen kann man auf dem Lande nicht, deshalb handelt man nur mit Lebendware. Transportiert wird das Federvieh mit zusammengebundenen Füssen und dem Kopf nach unten. Das macht sie benebelt und stellt sie ruhig.

 

12 / April 2018