Abdoulaye Ould Ahmedou, Großhändler aus Mauretanien, kommt seit 1993 jedes Jahr am letzten Tag des Monats Februar in die Gegend von Siby, um hier en gros Mangos aufzukaufen und ins 1.500 km entfernte Nouakchott zu exportieren und bleibt die gesamte viermonatige Saison über hier.
Einen dreiachsigen sechzig-Tonnen-Sattelschlepper bestellte er für den 8. März auf den von hohen Bäumen verschatteten weitläufigen Dorfplatz von Kamale und eröffnet damit die Aufkaufsaison. Hierher bringen die Eigentümer von Mangobäumen (dieses Mal waren es siebzig) ihre Ernte. Jeder breitet eine große Plane aus und schüttet seine noch unreifen grünen Mangos darauf. Manche Bauern bringen drei oder vier Fuhren, einzelne bis zu fünfzehn.
Die Mangos werden nicht gewogen, sondern gezählt. Ein Trupp von vier Männern in einer Reihe greift im immer selben raschen Rhythmus jeweils zehn Mangos und wirft sie hinter sich, zwei Mann je drei und zwei Mann je zwei. Einer von ihnen zählt im Rhythmus mit und ruft laut „zwanzig“, sobald diese erreicht sind. Beide Schreiber, einer vom Aufkäufer, einer aus dem Dorf, machen dann einen Strich auf ihrer Liste. Das geht so weiter, bis alle Mangos des jeweiligen Eigentümers gezählt sind. Dann zieht der Tross zum nächsten weiter.
Das alles funktioniert schnell und reibungslos und ist zugleich doch völlig archaisch. Jede einzelne Mango wird nach der Ernte mehrfach im Bücken von Hand bewegt, geworfen, in Körbe gepackt, getragen und wieder ausgeschüttet. Schadhafte Mangos werden laufend aussortiert und den zahlreichen Kindern zugeworfen.
Einhundertzwanzig Mangos passen in einen Korb. Ein Eselskarren fasst zwanzig Körbe. Einhundertfünfzig Fuhren sind binnen zwei Tagen angeliefert worden. 3.000 Körbe à 120 Mangos, zusammen also 360.000 Stück. Vereinbarter Preis: 100 FCFA (15 Cent) für fünf Mangos, oder 20 FCFA (3 Cent) pro Frucht. Die komplette Ladung macht etwas mehr als zehntausend Euro. Ausgezahlt wird, sobald der Sattelschlepper am nächsten Tag beladen ist.
Von nun an ist Eile geboten. Für die 1.500 km Entfernung braucht der LKW mindestens drei Tage. Bei der großen Hitze reifen die Mangos schnell. In Nouakchott kommt die Ladung tief gelb an. Verkauft wird zum fast Dreifachen des Einkaufspreises. Die Marge ist hoch, aber die Risiken sind erheblich, denn die Ware ist rasch verderblich.