Rokias Küche

Rokia’s ganzer Stolz ist ihre Küche für die Regenzeit, so eine Hütte hat nicht jede Frau. Hier verwahrt sie all ihre Gefäße und Geräte. Jeder Topf und jeder Teller ist von Wert.

Die Mahlzeit besteht aus einem Grundnahrungsmittel – meist Hirse oder Reis -, und einer Soße dazu. Gekocht wird immer die gleiche Menge, nämlich eine Schüssel voll. Alle Anwesenden teilen sich die Mahlzeit. Sie sitzen um die Schüssel herum und schöpfen mit der rechten Hand aus dem jeweils vor ihnen stehenden Teil der Schüssel den Brei samt der Soße.

In der Soße finden sich, je nachdem was die Familie sich leisten kann, neben der Brühe (heute meist Maggi), dem Gemüse (Erdnüsse, Zwiebel, Tomate, Okra, Aubergine, Süßkartoffel usw.) und den Gewürzen (Salz, gestoßener Räucherfisch, Piment, roter Pfeffer, Lorbeerblatt), auch etwas Fleisch oder Fisch, sorgfältig zugeteilt  von dem, der bei der Mahlzeit das Sagen hat.

Rokias Küchenausstattung ist ländlich bescheiden. Alles spielt sich am Boden ab. Rokia hockt auf einem niedrigen Schemel und schneidet aus der Hand. Es gibt keinen Abzug oder Schornstein. Der Rauch des offenen Feuers entweicht durch das Reed-Dach. Die Wände sind deshalb rußig schwarz und die Augen tränen nach einer Weile.

Alle Utensilien sind im Kreis an der Wand aufgestellt. In den canaris, den Tonkrügen, verwahrt man das Trinkwasser; in den Schalen die Pasten, etwa aus gestoßenen und geriebenen Erdnüssen. Daneben finden sich Schüsseln aus Plastik und Aluminium, eine halbe Kalebasse, ein Sieb und ein paar Deckelgefäße für Salz, Zucker, Tee und Gewürze. Rokia hat zwei Töpfe, einen für Hirse oder Reis, einen für die Soße. Aus den Plastikbechern trinkt man am Morgen die Grütze.

In etwas besser ausgestatteten Küchen (Bild unten rechts) vervielfacht sich nur die Anzahl an Schüsseln und Schalen, ansonsten sieht es dort genau so aus.

 

20 / Juli 2018