Regenzeit

Bei Niederschlagen von weniger als 1.000 mm pro Quadratmeter, die sich gemeinhin über die drei Sommer-Monate des Jahres verteilen (Juni bis August), kommt es nicht allein auf die gesamte Menge an. Je gleichmäßiger die Verteilung der Niederschläge über die Regenzeit, desto besser für die Landwirtschaft, je sanfter der Regen, desto besser für die Menschen, deren Häuser und die Straßen.

So eine Regenzeit wie diese hätten sie seit zwanzig Jahren nicht erlebt, sagen die Menschen. Und gänzlich ungewöhnlich, wie stark die Niederschläge noch gegen Ende der Regenzeit ausfallen, wo sie sonst bereits abklingen und in milde Landregen übergehen. Die sonst harmlosen Bäche aus dem Gebirge verwandeln sich in reißende Flüsse. Bäume, Äste, Blätter und Müll verstopfen die Unterführungen. Das Wasser steigt, Häuser wie Mauern (nicht nur die aus Lehm) werden unterspült und fallen wenig später ein.

Auf dem Markt in Siby spielt sich das Meiste parterre ab. Urplötzlich fallen Wassermassen aus dem eben noch heiteren Himmel. Die auf dem Boden ausgebreitet Ware beginnt wegzuschwimmen. Die Mattendächer schützen zwar vor der Sonne, den Regen können sie aber nicht abhalten. Im Nu sind alle bis auf die Haut durchnässt. Die Kleidung aus leichter Baumwolle hat nichts Wärmendes und bleibt oft nass bis zum Abend. Hinzu kommt die Angst vor dem Verlust der Ware und des Einkommens.

Der Naturgewalt sind die Menschen hier in einem Maße ausgeliefert, wie es das bei uns seit hunderten von Jahren nicht mehr gibt. 

 

24 / September 2018