Baobab

Der Baobab (Affenbrotbaum) ist das Wahrzeichen des Sahel, wenn nicht Afrikas. Diese dickleibigen, knorrigen, weitverzweigten Bäume werden hunderte von Jahren alt und können einen Umfang von vielen Metern erreichen. Ihr Holz selbst ist nutzlos, alles andere dagegen wertvoll: die Rinde, die Blätter und die Früchte.

Baobabs finden sich überall in der Savanne und im Sahel. In Dörfern gehören die Bäume in der Regel Großfamilien und stehen auch in deren Höfen. In der Umgebung von Dörfern hat meist eine bestimmte Familie oder Person Anrecht auf die Ernte. Dieses Recht lässt sich übrigens beziffern. Der Kaufpreis für einen Baobab liegt unter dem für einen Mangobaum vergleichbarer Größe. Nur draußen im Busch sind die Baobabs Teil der Allmende und damit freier nutzbar.

In den Dörfern werden die Blätter der Bäume von den Eigentümern oder Nutzern regelmäßig abgeerntet. Deshalb bleiben die Bäume eher klein und fallen im Erscheinungsbild der Dörfer kaum auf, ganz anders also als im Busch, wo die voll ausgewachsenen Baobab die Landschaft prägen. „In Siby“, sagt Sallimata Camara, „hat jeder Hof seinen Baobab.“

Die grünen Blätter des Baobab sind besonders begehrt. Aus ihnen stellen die Frauen grüne Soße her. Dazu verwenden sie entweder die frischen Blätter – so bei den Dogon -, oder man schneidet die Blätter nach der Ernte in feine Streifen und trocknet sie. Eine Hand voll gehäckselter Blätter fügt man den entsprechenden Soßen bei. Vier Monate im Jahr lassen sich die Blätter ernten, die Früchte länger.

Am Markttag in Siby verkauft Demafi Traoré die getrockneten Blätter des Baobab, Zira auf Bambara. Ein kleines Hohlmaß kostet 50 FCFA (7 Cent).

Demafi Traoré ist Malinke, siebzig Jahre alt und kommt jede Woche aus dem Dorf Mandjema zum Markt nach Siby. Wenn sie die 100 FCFA für das Sammeltaxi nicht hat, geht sie die vier Kilometer zu Fuß. An ihrer Ware hat Demafi Traoré nicht schwer zu tragen, der kleine Sack Zira ist für malische Verhältnisse federleicht.

 

40 / August 2019