Eine kinderreiche Familie in Kongola

Hawa Koné, geborene Coulibaly, 37 Jahre alt, stammt aus Siby. Mit 15 Jahren wurde sie dem zehn Jahre älteren Bauern Djacarija Koné aus dem Dorf Kongola zur Frau gegeben. Ihr erstes Kind kam im gleichen Jahr zur Welt, das elfte vor fünf Jahren. 

Seydou, ältester Sohn, 22 Jahre alt, ging 6 Jahre lang zur Schule, schürft heute bei Kayes (im Nordwesten) nach Gold. Bislang erfolglos, sagt die Mutter. Zur Aussaat sowie zur Erntezeit kommt er zurück. „Danach“, sagt der Vater, „gibt es im Dorf nichts mehr zu tun, und vor allem nichts zu verdienen.“

Das zweite Kind, Massama, ein Junge, 20 Jahre alt, hat die Schule nach der 7. Klasse beendet und arbeitet als Hilfskraft auf dem Bau. Von seinem Verdienst schickt er von Zeit zu Zeit Geld nach Hause, mal 10.000 FCFA, mal 15.000 (15 bzw. 22 Euro).

Das dritte Kind, ein Sohn, Sayon, 18 Jahre alt, hat die Schule im 4. Schuljahr abgebrochen. Er schwänzte häufig. Dafür war den Eltern die Schulgebühr zu teuer. Während der Regenzeit arbeitete er auf dem Feld und sammelte Holz zum Verkauf. Vor zwei Wochen ist er aufgebrochen, um ebenfalls Gold zu schürfen. „Wir haben noch nichts von ihm gehört.“ Er hat kein Mobiltelefon.

Das vierte Kind, ein Junge, ist mit zwei Jahren gestorben. 

Das fünfte Kind, ein Sohn, 17 Jahre alt, hat die Grundschule abgeschlossen und besucht eine Berufsschule in Bamako um Elektriker zu werden. Ein Verwandter aus der Generation der Großmutter kommt für die Kosten auf.

Das sechste Kind, eine Tochter, Djabafing, 16 Jahre alt, fährt mit den Fahrrad zur fünf Kilometer entfernt liegenden Schule in Siby. Sie möchte Ärztin werden.

Das siebte Kind, Fanta, ein Mädchen, 14 Jahre alt, hatte ein Gehörproblem. Als das gelöst war, wollte die Schule sie nicht mehr aufnehmen. Sie lebt als Haushilfe bei Ihrer Tante, der Schwester des Vaters, in Bamako.

Das achte Kind, ein Junge, Bandgoukou, ist bei einem Sturz vom Mangobaum zu Tode gekommen. Er wäre heute zwölf Jahre alt.

Das neunte Kind, Trèna, ein Mädchen, zehn Jahre alt, besucht die 3. Klasse der Schule in Kongola. Ihre Mutter sagt: „Sie ist besonders intelligent.“

Das zehnte Kind, Sita, ein Mädchen, ist in der ersten Klasse der Schule von Kongola.

Das elfte Kind, Sadan, ein Mädchen, 5 Jahre alt, kommt nächstes Jahr in die Schule.

Die Familie bewohnt einen bescheiden ausgestatteten größeren Hof. Beide Eheleute sind Analphabeten, aber in Malinke, ihrer eigenen Sprache, wortgewandt, selbstsicher und offen. Zwar arm (an Geld), aber keineswegs elend.

Djacarija Koné, der Ehemann, hat auf je einem Hektar Baumwolle, Mais und Hirse angebaut. Auf die Frage wie schwer es sei eine so große Familie zu ernähren, antwortet er: „Die Nahrung nicht. Aber alles, was Geld kostet.“

84 / Februar 2023