Die Märkte des Mandé

Mali ist das Land der Wochenmärkte. Die Markttage einer Region sind aufeinander abgestimmt, denn die Händlerinnen, bedienen jede Woche mehrere Märkte, meist drei. Auch in der Region des Mandé weiß jeder, an welchem Tag an welchem Ort der Markt stattfindet:

In Narena (20 km südwestlich von Siby) am Freitag, in Siby am Samstag, in Bankoumana  (35 km südlich von Siby) und Kourémalé (50 km südwestliich) am Montag. (Siehe dazu auch Blog Nr. 5, 6, 26, 30). Der Markt von Siby liegt der Hauptstadt Bamako am nächsten, nur eine Autostunde entfernt, deshalb ist er der größte und lebhafteste. Händlerinnen kaufen hier en gros, was in Bamako en detail auf den Tagesmärkten in den Stadtteilen vertrieben wird.

Noch in der Kolonialzeit, Ende der 1930iger Jahre, wurde der ursprüngliche Markt in Siby vom Ortsrand in das heutige Zentrum der ländlichen Kleinstadt verlegt. In der dabei entstandenen Randbebauung des Marktes haben die alteingesessenen Händler, hauptsächlich von Eisenwaren, bis heute ihre Läden. Mit der Dezentralisierung hat auch Siby kurz nach der Jahrtausendwende erneut in seinen Markt investiert. Es entstanden leicht erhöhte, überdachte Flächen, auf denen Händler und Händlerinnen ihre Waren anbieten.

Die reale Entwicklung hat die einstige Planung längst überholt. Die durch den Ort verlaufende und seit einigen Jahren asphaltierte Nationalstraße brachte den entscheidenden Wachstumsschub. Flotten von LKWs, Kleinbussen und Pritschenwagen säumen am Markttag den Straßenrand, die gesamte Nationalstraße wird Teil des Marktes.

Die Rechnung der Gemeinde, die Investitionen in den Markt würden sich durch erhöhte Einnahmen von Marktgebühren lohnen, ist in Siby – wie in den meisten Orten Malis –  nicht aufgegangen. Zwar muss jede Person, die ihre Ware ausbreitet, 100 FCFA (15 Cent) entrichten. Der Erlös geht aber an der Kommune vorbei direkt in die zentrale Finanzkasse. Auf dem Weg dorthin schrumpft er auf unerklärliche Weise. Was eingezahlt wird, ist verschwindend gering.

 

54 / September 2020