Bina Diarra, 30 Jahre alt, stammt aus Dione, einem Dorf in der Region Segou im Kreis von Baraouli. Sein Bruder, von Beruf Schneider, lebt im Senegal, unweit der malischen Grenze. Dorthin zog er nach der Schulzeit und lernte von ihm zwei Jahre lang das Schneiderhandwerk. Zur Erntezeit kehrte er jedes Jahr in sein Heimatdorf zurück.
Danach arbeitete Bina Diarra drei Jahre lang auf den Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste; ein Jahr später in den Goldminen im Süden Malis (2016). Nebenher besserte er die Kleidung der Minenarbeiter aus. „Viel zu verdienen gab es da nicht.“
2017 zog Bina Diarra wieder zu seinem Bruder in den Senegal. Er kaufte ein Fahrrad (45 Euro), Fortbewegungsmittel und Werkstatt zugleich, und eine Nähmaschine (100 Euro) und machte sich alsambulanter Flickschneider selbständig, als Tokolo. Auf der Suche nach Kunden fährt er seitdem umher, klappert mit seiner Schere und ruft, deren Geräusch verstärkend: Ken Ken.
„Alles, was ich verdiente, ging damit drauf, in der Familie die finanziellen Löcher zu stopfen“; ständig Probleme, der Bruder war krank, dann die Schwester. Als er vor einem Jahr heiratete, war die Hochzeit in seinem Heimatdorf Baraouli zu finanzieren. Letztes Jahr blieb er dort als Schneider. Das war „nicht einfach“.
Nun ist Bina Diarra wieder als Tokolo unterwegs. Seiner Frau wie seinen Eltern schickt er Geld, „30.000 FCFA (45 Euro) oder mehr“ im Monat für die condiments (Zutaten zur Soße) und die Gesundheitsversorgung der Eltern wie seiner Frau.
Vor Jahren war Bina zum ersten Mal in Siby. Im Oktober 2022 zum zweiten Mal. „Damals gab es fast keine ambulanten Schneider. Jetzt gibt es mindestens zehn, viel Konkurrenz.“ Und so sind die Einnahmen spärlich:
Montag, 3.Okt.: 1.350 FCFA (2,00 Euro) Reparaturen, 2 Kunden
Dienstag, 4.Okt.: 1.700 FCFA (2,50 Euro) bislang bester Tag in Siby
Mittwoch, 5.Okt.: 1.000 FCFA (1,50 Euro) kleine Reparaturen,1 Kunde
Nach den Ausgaben für Kost und Logis bleiben ihm kaum 5.000 FCFA (7,50 Euro) die Woche. In Landstädtchen wie Siby gibt es sesshafte Schneider. Die Tokolo finden hier wenig Kundschaft. Die meisten radeln deshalb lieber an Siby vorbei in die abseits gelegenen Dörfern. Da gibt es mehr zu tun.
