Baguettes

Das Weißbrot in Form des Stangenbrots (baguette) hat sich im frankophonen Afrika seit der Kolonialzeit dominant durchgesetzt. Es ist einfach herzustellen, leicht zu transportieren und selbst als altes Brot weiter zu verarbeiten; dazu unschlagbar günstig durch subventionierte Weizenüberschüsse, die an afrikanische Staaten weitergegeben werden. Das städtische Frühstück besteht kaum noch aus der stets frisch herzustellenden Hirsegrütze (bouille). Zu Hause wie am Straßenrand gibt es zu einem Becher Kaffee ein großes Stück Weißbrot, zum satt werden gerne mit Mayonnaise bestrichen. – Die Regierung setzt den Brotpreis fest. Ein großes Baguette darf maximal 300 FCFA (46 Cent) kosten.

In Siby am Straßenrand, mitten im Marktgeschehen steht Mamadou Konaté mit seinem Lieferwagen. Vierhundert baguettes hat er heute aus Bamako mitgebracht und bis Mittag 150 davon verkauft. „Um 18 Uhr ist der Wagen leer“, sagt er. Morgens um fünf kauft er in der immer gleichen Bäckerei und füllt seinen Lieferwagen, an Festtagen bis unter das Dach mit tausend Baguettes. Das tut Mamadou Konaté seit 1974 jeden Samstag. Heute rechnet er mit einem Bruttogewinn von 20.000 FCFA (30 Euro), ein Drittel davon zahlt er für Benzin und Plastiktüten.

Unter den Fuhrwerken zum Markt in Siby fällt ein langsam dahin rollender Motorradfahrer mit breit ausladender Last auf: 250 Stangenbrote. Abdoulaye Sanogo hat seine Kundschaft in Narena, der nächste größere Ort in Richtung Guinea, 55 km von Bamako entfernt. Diese Strecke fährt Abdoulaye drei bis vier Mal pro Woche mit dem Motorrad der Bäckerei ab. In deren Auftrag verkauft er das Brot zu 300 FCFA, was er nicht los wird zu 250 FCFA. Sein Lohn pro Tour variiert zwischen drei und vier Euro. Dafür ist er einen sehr langen Tag unterwegs, manchmal schafft er den Heimweg erst am nächsten Morgen.

Am Marktrand von Bankoumana sitzt Aminata Keita mit ihrem Jüngsten auf dem Schoß und an der Brust und verkauft Baguettes. Heute hat sie zehn Sack mit je 25 Stangen im Angebot; Brot von gestern. Die großen Baguettes verkauft sie zu 175 FCFA (27 Cent) pro Stange. Als wir am späteren Vormittag erneut vorbei kommen beklagt sie den ungewöhnlich schlechten Absatz und hat den Preis auf 150 FCFA gesenkt.

In Afrika ist es nur wenigen anglophonen Ländern gelungen, dem Brot aus importiertem und subventioniertem Weizen etwas Eigenes entgegen zu setzen, z.B. in Ghana den Kenkey aus fermentiertem Mais.

25 / September 2018