Lôko

Korotoumou Doumbia steht an der Ecke des offenen Hofs ihrer Familie vor einem hohen, locker geschichteten Stapel Feuerholz (auf Bambara Lôko). Den hat sie im Februar Tag für Tag auf den Feldern der Familie ihres Mannes hinter dem Hügel zusammengetragen, ausgenommen waren der Donnerstag, da kocht sie für die Großfamilie, und der Freitag, le jour de repos.

Gemeinsam mit drei, vier Frauen geht sie den Weg, zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück. Vor Ort schafft jede Frau für sich allein. Das Holz hat sie von kleinen, wild wachsenden Bäumen geschlagen und in fünf Fuhren per Katakatani (motorisiertem Dreirad mit Ladefläche) abfahren lassen.

Ende Februar war Korotoumou damit fertig, rechtzeitig vor der Haupternte der Mangos im März und April. Ihr Ehemann hat nicht geholfen. „Auch nichts dazu gesagt.“ Manche Männer helfen ihren Frauen bei dieser Arbeit. „Aber das ist selten.“ Feuerholz heranschaffen ist seit jeher Frauensache. Korotoumou besorgt das seit mehr als zwanzig Jahren, „alle Frauen hier machen das so“.

Holz schlagen hat sie schon früh von ihrer Mutter gelernt, längst vor der Ehe. Etwa vier Wochen im Arbeitsjahr der Frau sind erforderlich, um den Jahresbedarf an Feuerholz zu decken. Dafür gibt es eine bestimmte Zeit im Jahr: Nach der Ernte von Hirse und Mais und vor Beginn der Regenzeit. Später als März wird kein Holz mehr gesammelt. Dieser Stapel Feuerholz reicht Korotoumou zum Kochen für ein ganzes Jahr.

Im Vergleich zu denen anderer Frauen ist Korotoumous Stapel an Feuerholz nicht besonders groß. Trotzdem reicht er ihr für ein ganzes Jahr, weil es nur einmal pro Woche an ihr ist, für die Großfamilie mit vielen Dutzend Personen zu kochen.

 

 

48 / März 2020