Wosso Bulu

Es gibt kaum ein Land, das nicht eine oder mehrere Arten von grüner Soße aus Blättern und/oder Kräutern kennt. In Mali variiert die Art der dafür verwendeten Blätter nach Landstrichen. Die bekanntesten sind wohl das Fakohoy bei den Sonrhai im Norden (aus den Blättern des Fako, chorchorus sp., eine Jute-Art), wegen des besonderen Geschmacks nicht jedermanns Sache; oder das Niougou der Dogon, aus den Blättern des Baobab (Affenbrotbaum).

Die Bambara, größte Ethnie im Süden Malis, benutzen für ihre grüne Soße hauptsächlich die Blätter von zwei Pflanzen: die der Süßkartoffel, Wosso Bulu, und die der Cassavapflanze, Banaku Bulu. Beide sind vitaminreich und lassen sich miteinander mischen. Nur die eisenhaltigen Blätter des Baobab mischt man nicht mit anderen.

Auf den Märkten des südlichen Malis findet man hauptsächlich und in großen Mengen Wosso Boulou. Die Süßkartoffel wird auf den Überschwemmungsflächen des Binnendeltas des Nigers großflächig als Nachflutkultur angebaut und vermarktet. Man nutzt die Nässe des Bodens, sobald das sich zurückziehende Flusswasser den Boden freigibt. Da die Blätter der Süßkartoffel üppig wachsen, lassen diese sich mehrfach ernten und eignen sich deshalb auch bestens für den kleinbäuerlichen Anbau.

Für die schnelle Küche in den beengten räumlichen Verhältnissen der rasch expandierenden Armutsvororte von Bamako suchen die Frauen vorgefertigte Zutaten. Zahlreiche Marktfrauen häckseln die Blätter, die ihre Kundinnen in den am gleichen Tag benötigten kleinen Mengen nach Hause tragen.

65 / Oktober 2021