Komon

In den heißen Monaten April und Mai trocknen die kleinen Flussbetten am Fuße des Gebirges aus. Die Welse graben sich dann in den feuchten Schlamm der tiefsten Stellen ein und überleben so.

Mit dem Einsetzen der Regenzeit füllen die vom Mandingo Plateau herunter fließenden Wasser die flachen Bodensenken allmählich wieder auf und diese schwellen zu kleinen Seen an. In der Umgebung des  Dorfes Gonsolo sind es fünf an der Zahl: Terement, Gonsoloba, N`Khô, Doguógnè und Kôba. 

Nun gilt es, den richtigen Zeitpunkt für den gemeinsamen Fischfang zu bestimmen: Die Welse müssen sich bereits vom Schlamm befreit haben und im trüben Wasser schwimmen, aber noch dicht genug gedrängt sein, um sie fast mit Händen greifen zu können. Den Zeitpunkt bestimmt der eigens dafür gewählte chef de coûtume „seit mehr als hundert Jahren“. Für jeden der fünf Seen findet der gemeinsamen Fischfang (Komon = den Teich ausfischen) an einem bestimmten Tag statt.

Für den See Terement – der erste in dieser Saison – fiel der Tag auf Montag, den 12. Juni. Früh am Morgen informierte der Sohn des chef de coûtume die Dorfbevölkerung. Frauen und Mädchen machten sich auf den Weg, Männer und Jungen waren in der Minderzahl. Jede(r) hatte ein Netz oder einen Korb in der Hand oder über der Schulter. Alle eilten ins seichte Wasser und warteten auf das Zeichen zum Beginn des Fangs.

Frauen benutzen dafür traditionell einen Korb (Susu), stoßen diesen fest nach unten in den Schlamm und fühlen mit der Hand, ob ein Fisch gefangen ist. Männer haben traditionell ein Netz (Djôn) und fahren damit über den schlammigen Boden. – Heute ist die Aufteilung der Fanggeräte zwischen Mann und Frau weitgehend aufgelöst.

Der Fisch wird zu Hause verzehrt und nicht verkauft.

88 / Juli 2023