Waga

Mamadou Li ist Pheul und lebt im Osten des Dorfes Kamale, 5 Kilometer vor Siby. Mamadou Li fertigt Reetmatten an, zwei Meter hoch und vier Meter lang. Das Material, Schilf, wächst  während der Regenzeit in den Niederungen an den Bachläufen und trocknet danach.

Erst im trockenen Zustand wird das Reet geschnitten, gesäubert und zu Matten verarbeitet, Waga genannt. Sie werden überall gebraucht: als Zäune, um Schuppen zu decken, als Schattendächer. Auf den großen Sattelschleppern, die nach Mauretanien fahren, benutzt man diese Matten als Unterlage auf den Ladeflächen.

Mamadou Li versucht, immer genug Reet für die Fertigung von zwei Matten herbei zu schaffen. Um am Bachrand Stellen zu finden, die vom Vieh nicht niedergetrampelt worden sind, muß er bis zu zehn Kilometer auf seinem Motorrad zurücklegen. Das tut er alle zwei Tage.

Vor Ort säubert er den Reet von den Blättern und sortiert die Stiele nach Länge bevor er sie bündelt, Material für zwei Matten. Am liebsten würde Mamadou das ganze Jahr über Matten herstellen. Aber in den drei Monaten vor Beginn der Regenzeit wird das Reet knapp: „Meine Feinde sind vor allem die Kühe. Die fressen es.“ 

Diese großen Matten herzustellen ist reine Männerarbeit. „Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die Reetmatten herstellt“, sagt Mamadou. Das Handwerk hat er von seinem Vater gelernt. Der tat das sein Leben lang.

Die Matte verkauft er momentan für 3.500 FCFA (5.30 Euro). Wenn Termiten sie nicht zernagen, hält sie drei bis vier Jahre. 

Ein Gewerbe so alt wie die Menschheit. 

93 / Februar 2024